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Bernhard Metzger

Die 5-Why-Methode: Der Weg zur Problemursache durch tiefgründige Analyse

Aktualisiert: 16. Sept.

Wie fünfmaliges 'Warum?' zur Lösung führt - Die 5-Why-Methode erklärt


Die 5-Why-Methode ist eine einfache, aber äußerst effektive Technik zur Analyse von Problemen, die ursprünglich von Sakichi Toyoda im Rahmen des Toyota Production Systems entwickelt wurde. Ziel der Methode ist es, nicht bei oberflächlichen Symptomen stehen zu bleiben, sondern die tieferliegenden Ursachen eines Problems durch wiederholtes Nachfragen zu ermitteln. Dabei wird die Frage „Warum?“ in einem strukturierten Prozess fünfmal hintereinander gestellt, um so Schritt für Schritt die wahre Ursache zu identifizieren.

Diese Technik ist besonders im Qualitätsmanagement und in der Prozessoptimierung von großer Bedeutung, da sie systematisch zur Problemlösung beiträgt. Durch die 5-Why-Methode werden nicht nur kurzfristige Lösungen erarbeitet, sondern langfristige und nachhaltige Verbesserungen erreicht. Das Werkzeug ist so einfach, dass es in praktisch jeder Branche und für fast jedes Problem anwendbar ist. Trotz ihrer Einfachheit erfordert die Methode jedoch eine sorgfältige Anwendung, um präzise und aussagekräftige Ergebnisse zu erzielen.


Quelle: BuiltSmart Hub



Inhaltsverzeichnis


  1. Ursprung und Prinzipien der 5-Why-Methode

  2. Wie funktioniert die 5-Why-Methode?

  3. Vorteile der 5-Why-Methode

  4. Anwendungsbeispiele der 5-Why-Methode

  5. Grenzen und Herausforderungen der 5-Why-Methode

  6. Fazit



1. Ursprung und Prinzipien der 5-Why-Methode


Die Ursprünge der 5-Why-Methode liegen in den 1930er Jahren, als Sakichi Toyoda, ein Pionier der japanischen Industrialisierung und Gründer von Toyota, das Konzept als Teil des Toyota Production Systems (TPS) entwickelte. Das TPS strebt eine kontinuierliche Verbesserung (Kaizen) und die Eliminierung von Verschwendung an. Die 5-Why-Methode wurde als Reaktion auf die Notwendigkeit entwickelt, Probleme an der Wurzel zu lösen, anstatt nur ihre Symptome zu bekämpfen.

Im Mittelpunkt der Methode steht das Prinzip des „kontinuierlichen Hinterfragens“. Durch das fünfmalige Stellen der Frage „Warum?“ wird sichergestellt, dass nicht nur oberflächliche Ursachen betrachtet werden, sondern dass die Analyse so lange in die Tiefe geht, bis die eigentliche Ursache eines Problems identifiziert ist. Diese Technik ist einfach genug, um schnell angewendet zu werden und gleichzeitig tiefgehend genug, um signifikante Einblicke in die zugrunde liegenden Ursachen von Problemen zu liefern. Sie ist ein wesentlicher Bestandteil von Lean Management und wird weltweit in vielen Unternehmen eingesetzt.



2. Wie funktioniert die 5-Why-Methode?


Die 5-Why-Methode ist ein einfacher und struktureller Ansatz, der auf der wiederholten Anwendung der Frage „Warum?“ basiert. Hierbei wird eine Kette von Fragen gebildet, die jeweils auf der Antwort der vorhergehenden Frage aufbaut. Der Ablauf sieht in etwa wie folgt aus:


  1. Identifizierung des Problems: Der erste Schritt besteht darin, das zu analysierende Problem klar und präzise zu definieren. Hierbei ist es wichtig, den Problemrahmen nicht zu weit zu fassen, um konkrete Antworten zu erhalten.


  2. Erste „Warum?“-Frage: Sobald das Problem definiert ist, wird die erste „Warum?“-Frage gestellt. Diese Frage sollte auf das Symptom des Problems abzielen, das an der Oberfläche sichtbar ist.


  3. Tieferes Nachfragen: Jede Antwort auf eine „Warum?“-Frage sollte zu einer weiteren „Warum?“-Frage führen. Dies wird fünfmal wiederholt, wobei jede Antwort tiefer in die Kausalität des Problems eindringt.


  4. Ergebnisanalyse: Nach fünf „Warum?“-Fragen sollte die Wurzel des Problems aufgedeckt sein. Diese Wurzelursache kann dann gezielt angegangen werden, um eine nachhaltige Lösung zu entwickeln.


In der Praxis erfordert dieser Prozess eine gründliche Dokumentation der Antworten und Überprüfungen, um sicherzustellen, dass jede „Warum?“-Frage präzise beantwortet wird. Es ist auch möglich, dass der Prozess vor dem fünften „Warum?“ abgeschlossen ist, wenn die eigentliche Ursache früher aufgedeckt wird.


Quelle: BuiltSmart Hub



3. Vorteile der 5-Why-Methode


Die 5-Why-Methode bietet zahlreiche Vorteile, die sie zu einem wertvollen Werkzeug in der Problem- und Ursachenanalyse machen:


  • Einfache Anwendung: Die Methode ist leicht zu verstehen und anzuwenden. Sie erfordert keine speziellen technischen Fähigkeiten oder teure Softwarelösungen.


  • Effiziente Ursachenanalyse: Durch das gezielte Hinterfragen wird sichergestellt, dass tieferliegende Ursachen erkannt werden, die sonst möglicherweise unentdeckt geblieben wären. Dies verhindert kurzfristige, oberflächliche Lösungen.


  • Flexibilität: Die 5-Why-Methode kann in einer Vielzahl von Branchen und Kontexten angewendet werden, von der Automobilindustrie bis hin zu IT-Prozessen und dem Gesundheitswesen.


  • Förderung von Teamarbeit: Die Methode eignet sich besonders gut für den Einsatz in Teams, da sie unterschiedliche Perspektiven einbindet und kollaborative Problemlösungen unterstützt.


  • Kostenersparnis: Durch die Identifikation der tatsächlichen Ursachen von Problemen können Unternehmen kostspielige Fehler vermeiden und ihre Prozesse langfristig optimieren.



4. Anwendungsbeispiele der 5-Why-Methode


Die 5-Why-Methode wird weltweit in vielen Branchen angewendet. Hier einige typische Beispiele zur Anwendung der 5-Why-Methode aus der Planung und der Bauausführung von Immobilienprojekten:


Beispiel 1: 5-Why-Analyse in der Planungsphase eines Immobilienprojekts


Problem:

Die Fertigstellung der Baupläne verzögert sich um mehrere Wochen.


1. Warum hat sich die Fertigstellung der Baupläne verzögert?

Weil die Entwürfe mehrfach überarbeitet werden mussten.


2. Warum mussten die Entwürfe mehrfach überarbeitet werden?

Weil es mehrere Missverständnisse zwischen den Architekten und dem Statiker gab.


3. Warum gab es Missverständnisse zwischen den Architekten und dem Statiker?Weil die Kommunikation zwischen den beiden Abteilungen nicht ausreichend koordiniert war.


4. Warum war die Kommunikation zwischen den Abteilungen nicht ausreichend koordiniert?

Weil es keine klar definierten Kommunikationsprozesse und regelmäßigen Meetings gab, um Probleme frühzeitig zu erkennen.


5. Warum gab es keine klaren Kommunikationsprozesse?

Weil das Projektmanagementteam keine klaren Zuständigkeiten und Kommunikationswege festgelegt hat.


Wurzelursache:

Mangelnde Projektplanung und fehlende Abstimmungsprozesse im Projektmanagement führten zu Verzögerungen in der Bauplanerstellung.



Beispiel 2: 5-Why-Analyse in der Bauausführung eines Immobilienprojekts


Problem:

Ein Stockwerk des Gebäudes wurde mit falscher Betonsorte gegossen.


1. Warum wurde das Stockwerk mit der falschen Betonsorte gegossen?

Weil der falsche Typ auf der Baustelle angeliefert wurde.


2. Warum wurde der falsche Betontyp angeliefert?

Weil die Bestellung falsch aufgegeben wurde.


3. Warum wurde die Bestellung falsch aufgegeben?

Weil die Ausschreibung der Betonsorte nicht klar genug spezifiziert war.


4. Warum war die Spezifikation der Betonsorte nicht klar genug?

Weil es Unstimmigkeiten zwischen den Bauleitern und dem Lieferanten gab.


5. Warum gab es Unstimmigkeiten zwischen den Bauleitern und dem Lieferanten?

Weil die Anforderungen nicht ausreichend im Baubuch dokumentiert und überprüft wurden.


Wurzelursache:

Unzureichende Dokumentation und Kontrolle der Materialanforderungen führten dazu, dass falscher Beton bestellt und verwendet wurde.



Beispiel 3: 5-Why-Analyse in der Bauausführung – Budgetüberschreitung


Problem:

Das Budget des Projekts wurde deutlich überschritten.


1. Warum wurde das Budget überschritten?

Weil es unvorhergesehene Nachbesserungen am Fundament gab.


2. Warum waren Nachbesserungen am Fundament nötig?

Weil der Baugrund unerwartet instabil war.


3. Warum wurde die Instabilität des Baugrunds nicht vorher erkannt?

Weil keine umfassende geotechnische Untersuchung durchgeführt wurde.


4. Warum wurde keine umfassende geotechnische Untersuchung durchgeführt?

Weil das Budget für die Planungskosten gekürzt wurde, um Gelder für andere Projektteile zu sparen.


5. Warum wurde das Budget für die Planungskosten gekürzt?

Weil das ursprüngliche Projektbudget zu knapp kalkuliert war und die Planer zu wenig Puffer einberechnet haben.


Wurzelursache:

Eine unzureichende Budgetplanung und mangelnde geotechnische Untersuchungen führten zu unerwarteten Kostenüberschreitungen während der Bauausführung.



Beispiel 4: 5-Why-Analyse in der Bauausführung – Mangelhafte Abdichtung des Dachs


Problem:

Das Dach eines fertiggestellten Gebäudes weist Undichtigkeiten auf.


1. Warum ist das Dach undicht?

Weil die Abdichtungsschichten nicht korrekt angebracht wurden.


2. Warum wurden die Abdichtungsschichten nicht korrekt angebracht?

Weil das ausführende Team die Anweisungen nicht richtig verstanden hat.


3. Warum hat das Team die Anweisungen nicht richtig verstanden?

Weil es keine umfassende Schulung und Einweisung zu den Abdichtungsmaterialien gab.


4. Warum gab es keine Schulung?

Weil im Zeitplan kein Raum für zusätzliche Schulungen vorgesehen war.


5. Warum war im Zeitplan kein Raum für Schulungen?

Weil der Zeitplan zu knapp bemessen war, um alle notwendigen Schritte gründlich durchzuführen.


Wurzelursache:

Ein zu straffer Zeitplan und fehlende Schulungsmaßnahmen führten zu einer mangelhaften Ausführung der Dachabdichtung und damit zu Undichtigkeiten.



5. Grenzen und Herausforderungen der 5-Why-Methode


Trotz ihrer zahlreichen Vorteile ist die 5-Why-Methode nicht ohne Herausforderungen:


  • Voreilige Antworten: Wenn die „Warum?“-Fragen zu schnell und ohne tiefes Nachdenken beantwortet werden, kann die Analyse oberflächlich bleiben und zu falschen Schlüssen führen. Es erfordert Sorgfalt und Geduld, um sicherzustellen, dass jede Antwort gründlich hinterfragt wird.


  • Komplexität von Problemen: Bei komplexen Problemen mit mehreren Ursachen kann es schwierig sein, nur eine Ursache zu identifizieren. In solchen Fällen reicht die 5-Why-Methode möglicherweise nicht aus und sollte durch andere Analysetechniken ergänzt werden, wie z. B. die Ursache-Wirkungs-Diagramme (Ishikawa-Diagramme).


  • Abhängigkeit von der Expertise: Die Methode ist stark abhängig von der Erfahrung und dem Wissen derjenigen, die sie anwenden. Wenn das Team nicht über ausreichende Expertise verfügt, können wichtige Ursachen übersehen werden.



6. Fazit


Die 5-Why-Methode ist ein extrem nützliches Werkzeug zur Ursachenanalyse und Problemlösung, das sich durch seine Einfachheit und Effektivität auszeichnet. Indem sie das fünfmalige Nachfragen systematisch anwendet, ermöglicht sie es Unternehmen, die wahren Ursachen von Problemen zu identifizieren und langfristige, nachhaltige Lösungen zu entwickeln. Trotz ihrer Vorteile erfordert die Methode Disziplin, Sorgfalt und Teamarbeit, um wirklich tiefgreifende Ergebnisse zu erzielen. Sie ist ein bewährtes Werkzeug, das in vielen Branchen Anwendung findet und wesentlich zur kontinuierlichen Verbesserung von Prozessen beiträgt.



 

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