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Bernhard Metzger

Änderungen in der "neuen" DIN 276 - Was Risikomanager wissen müssen

Aktualisiert: 15. Aug.

Die DIN 276 ist eine zentrale Norm für die Kostenplanung und -ermittlung im Bauwesen. Sie wird von Architekten, Ingenieuren, Bauherren und Projektsteuerern genutzt, um Baukosten einheitlich zu strukturieren und zu ermitteln.


Obwohl bereits im Dezember 2018 eine neue Fassung veröffentlicht wurde, die wichtige Änderungen und Verbesserungen mit sich brachte, trifft man in der Praxis noch häufig auf die Verwendung älterer Versionen.


Dies kann verschiedene Gründe haben:

  1. Trägheit bei der Umstellung: Viele Unternehmen und Fachleute sind mit den alten Versionen vertraut und scheuen den Aufwand einer Umstellung ihrer Prozesse und Software.

  2. Mangelnde Kenntnis: Nicht alle Akteure im Bauwesen sind sich der Aktualisierung und ihrer Bedeutung bewusst.

  3. Laufende Projekte: Bei länger andauernden Bauprojekten wird oft die zu Projektbeginn gültige Norm beibehalten, um Konsistenz zu wahren.

  4. Softwareaktualisierungen: Einige Branchensoftware-Anbieter haben die Umstellung auf die neue DIN 276 möglicherweise noch nicht vollzogen.

  5. Vertragliche Bindungen: In manchen Fällen können vertragliche Vereinbarungen die Verwendung einer bestimmten Normversion festschreiben.


Diese Situation führt zu einer gewissen Inkonsistenz in der Branche und kann Herausforderungen bei der Vergleichbarkeit von Projekten und der Kommunikation zwischen verschiedenen Beteiligten mit sich bringen. Es ist daher wichtig, sich der Unterschiede bewusst zu sein und aktiv den Übergang zur aktuellen Version der DIN 276 zu fördern, um von den Verbesserungen und der erhöhten Präzision zu profitieren, die sie bietet.


Als Risikomanager sollten Sie diese Neuerungen kennen, da sie Auswirkungen auf die Kostenkalkulation und -kontrolle von Bauprojekten haben.

Die wichtigsten Änderungen im Überblick:


Zusammenführung von Hochbau und Ingenieurbau

Die bisher getrennten Teile für Hochbau (DIN 276-1) und Ingenieurbauwerke (DIN 276-4) wurden zu einer einheitlichen Norm zusammengefasst. Dies erleichtert die Anwendung bei Projekten, die sowohl Hochbau- als auch Ingenieurbauanteile enthalten, wie z.B. bei Industriebauten oder Infrastrukturprojekten.


Neue Kostengruppe 800 für Finanzierung

Eine der gravierendsten Änderungen ist die Einführung der neuen Kostengruppe 800 "Finanzierung". Bisher waren Finanzierungskosten in der Kostengruppe 700 "Baunebenkosten" enthalten. Durch die separate Ausweisung wird mehr Transparenz geschaffen. Beispiele für Kosten in der neuen KG 800 sind:

  • Fremdkapitalzinsen

  • Eigenkapitalverzinsung

  • Bürgschaftskosten

  • Finanzierungsnebenkosten


Detailliertere Gliederung der Kostengruppen

Die Kostengruppen wurden teilweise feiner untergliedert. So enthält z.B. die KG 300 "Baukonstruktion" nun mehr Unterpositionen, was eine genauere Zuordnung und Kontrolle der Kosten ermöglicht.


Neue Anforderungen an die Durchgängigkeit

Die neue DIN 276 fordert eine durchgängige Kostenermittlung über alle Projektphasen hinweg. Das bedeutet, dass die Kostengliederung von der ersten Schätzung bis zur Schlussrechnung beibehalten werden muss. Dies erleichtert die Kostenverfolgung und -kontrolle erheblich.


Integration von Mengen und Bezugseinheiten

Die bisher in der DIN 277 Teil 3 geregelten Mengen und Bezugseinheiten wurden in die neue DIN 276 integriert. Dies schafft eine einheitliche Basis für Kostenvergleiche und -benchmarks.



Auswirkungen auf das Risikomanagement


Diese Änderungen haben direkte Auswirkungen auf das Risikomanagement bei Bauprojekten:


  • Die separate Ausweisung der Finanzierungskosten ermöglicht eine bessere Risikobeurteilung und -steuerung in diesem Bereich.

  • Die detailliertere Gliederung erlaubt eine präzisere Identifikation von Kostenrisiken in einzelnen Gewerken.

  • Die Anforderung an die Durchgängigkeit verbessert die Nachvollziehbarkeit von Kostenentwicklungen und erleichtert so die Risikoüberwachung.

  • Die Integration von Mengen und Bezugseinheiten schafft eine solidere Basis für Risikoanalysen und -vergleiche.


Als Risikomanager sollten Sie sich mit den neuen Regelungen vertraut machen und Ihre Prozesse und Tools entsprechend anpassen. Nur so können Sie die Chancen der neuen DIN 276 für ein verbessertes Kostenrisikomanagement optimal nutzen.

Fazit

Die neue DIN 276 bietet durch ihre Änderungen zahlreiche Möglichkeiten, das Risikomanagement bei Bauprojekten zu optimieren. Nutzen Sie diese Chance, um Ihre Prozesse zu verbessern und Projektrisiken noch effektiver zu steuern.


 

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Dipl. Ing. (FH) Bernhard Metzger

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