Lebenszykluskosten in der Projektentwicklung - Wirtschaftlich planen, nachhaltig steuern
- Bernhard Metzger
- 12. Juli
- 17 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 14. Juli
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Von der Idee bis zum Rückbau - Wirtschaftlichkeitsberechnung über den gesamten Lebenszyklus von Bauprojekten
Die Projektentwicklung ist das Fundament jeder erfolgreichen Immobilie. Doch während oft der Blick auf die kurzfristigen Investitionskosten gerichtet ist, werden die langfristigen Betriebs-, Instandhaltungs- und Rückbaukosten häufig vernachlässigt.
Diese Herangehensweise führt dazu, dass Gebäude nicht selten zwar günstig errichtet, jedoch teuer betrieben und instand gehalten werden müssen. Vor dem Hintergrund steigender Energiepreise, zunehmender regulatorischer Anforderungen (z. B. Taxonomie-Verordnung, ESG-Kriterien) sowie des wachsenden Nachhaltigkeitsbewusstseins wird eine Lebenszyklusbetrachtung zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor in der Projektentwicklung.
Lebenszykluskosten (Life Cycle Costs, LCC) sind die Gesamtkosten, die während der gesamten Lebensdauer eines Bauwerks anfallen – von der Planung über den Bau und Betrieb bis hin zum Rückbau und der Entsorgung. Die Wirtschaftlichkeitsberechnung innerhalb dieser Lebenszyklusbetrachtung zielt darauf ab, die wirtschaftlichste Lösung unter Einbeziehung aller relevanten Kosten- und Nutzenfaktoren zu ermitteln. Dies erfordert jedoch nicht nur eine differenzierte Herangehensweise, sondern auch fundierte Kenntnisse über Methoden, Einflussfaktoren und deren Zusammenspiel.
Ein modernes Gebäude ist kein statisches Objekt, sondern ein sich über Jahrzehnte entwickelndes System. Die Kosten für den Bau machen dabei in der Regel nur 20–30 % der gesamten Lebenszykluskosten aus. Die übrigen 70–80 % entfallen auf Betrieb, Instandhaltung, Umbauten und letztlich den Rückbau. Wer also in der Projektentwicklung zukunftssichere und wirtschaftliche Entscheidungen treffen möchte, muss die gesamte Lebensdauer eines Gebäudes in die Planung einbeziehen.
Dabei geht es nicht nur um Kostenminimierung, sondern auch um Wertmaximierung. Beispielsweise können höhere Investitionskosten durch eine verbesserte Gebäudehülle oder eine effiziente Gebäudetechnik langfristig durch reduzierte Energiekosten und geringere Instandhaltungsaufwendungen kompensiert werden. Zudem kann eine nachhaltige und lebenszyklusorientierte Planung den Immobilienwert langfristig steigern und das Risiko von Wertverlusten minimieren.
Die Anwendung der Lebenszyklusbetrachtung ist jedoch komplex und erfordert den Einsatz geeigneter Werkzeuge und Berechnungsmethoden, die Berücksichtigung verschiedener Einflussfaktoren sowie die Einbindung aller relevanten Stakeholder in die Entscheidungsfindung. Zudem gilt es, Unsicherheiten und Risiken realistisch zu bewerten und in die Kalkulation einzubeziehen.
In diesem Beitrag werden wir uns systematisch und praxisnah mit dem Thema Lebenszykluskosten und Wirtschaftlichkeitsberechnung in der Projektentwicklung auseinandersetzen. Ziel ist es, ihnen als Investor, Projektentwickler oder Fachplaner fundierte Einblicke und umsetzbares Wissen zu vermitteln, um den langfristigen Erfolg von Bauprojekten sicherzustellen.

Bildquelle: BuiltSmart Hub - www.built-smart-hub.com
Inhaltsverzeichnis
Bedeutung und Vorteile der Lebenszyklusbetrachtung
Grundlagen und Methoden der Wirtschaftlichkeitsberechnung
Einflussfaktoren und Parameter in der Lebenszykluskostenberechnung
Praxisbeispiel: Lebenszykluskosten in der Projektentwicklung
Vorteile der Lebenszyklusbetrachtung
Grenzen und Herausforderungen in der Lebenszyklusbetrachtung
Fazit und Handlungsempfehlungen
1. Bedeutung und Vorteile der Lebenszyklusbetrachtung
1.1 Was sind Lebenszykluskosten?
Lebenszykluskosten (Life Cycle Costs, LCC) umfassen alle Kosten, die während der gesamten Nutzungsdauer eines Bauwerks entstehen. Diese lassen sich in folgende Phasen gliedern:
Planungs- und Entwicklungsphase: Machbarkeitsstudien, Planungskosten, Genehmigungen, Beratungskosten.
Bauphase: Rohbau, Ausbau, technische Gebäudeausrüstung, Außenanlagen.
Nutzungsphase: Betriebskosten (Energie, Wasser, Reinigung), Instandhaltung, Instandsetzung, Modernisierung.
Rückbauphase: Rückbaukosten, Entsorgungskosten, ggf. Rückbauerlöse.
Die Fokussierung auf die gesamte Lebensdauer eines Bauwerks ermöglicht eine realistische wirtschaftliche Bewertung, da sie die tatsächliche Kostenbelastung transparent macht.
1.2 Warum ist die Lebenszyklusbetrachtung in der Projektentwicklung entscheidend?
In der klassischen Projektentwicklung liegt der Schwerpunkt häufig auf Investitionskosten, da diese kurzfristig den Kapitalbedarf bestimmen. Die laufenden Betriebskosten, die über Jahre oder Jahrzehnte anfallen, werden hingegen oft unzureichend berücksichtigt.
Da jedoch die Betriebskosten bei vielen Gebäudetypen bis zu 70–80 % der gesamten Lebenszykluskosten ausmachen, kann eine Investition in energieeffiziente Technologien, langlebige Materialien oder optimierte Gebäudestrukturen langfristig zu einer signifikanten Kostenreduktion führen und den Gebäudewert stabilisieren oder steigern.
1.3 Vorteile der Lebenszyklusbetrachtung
Die Integration von Lebenszykluskosten in der Projektentwicklung bietet eine Vielzahl von Vorteilen, die in der Praxis genutzt werden sollten:
Vorteil | Nutzen in der Projektentwicklung |
Ganzheitliche Kostenkontrolle | Erfassung aller Kostenarten über den gesamten Lebenszyklus |
Optimierung von Betriebskosten | Frühzeitige Planung energie- und ressourcensparender Maßnahmen |
Langfristige Werterhaltung | Schutz vor Wertverlusten durch nachhaltige Bauweisen und Materialien |
Fundierte Entscheidungsgrundlage | Vergleich alternativer Planungs- und Ausführungsvarianten |
Nachhaltigkeit und ESG-Erfüllung | Beitrag zu CO₂-Reduktion und nachhaltigen Unternehmensstrategien |
Risikominimierung | Reduzierung von Folgekosten und Instandhaltungsstaus |
Bessere Vermarktungschancen | Immobilien mit niedrigen Betriebskosten sind für Nutzer und Investoren attraktiver |
1.4 Bedeutung für ESG und nachhaltige Investitionen
Mit steigenden Anforderungen durch ESG-Kriterien, Taxonomie-Verordnung und die Dekarbonisierung des Gebäudesektors rückt die Lebenszyklusbetrachtung zunehmend in den Mittelpunkt nachhaltiger Immobilieninvestitionen.
Die EU-Taxonomie erfordert künftig einen Nachweis der Wirtschaftlichkeit von Maßnahmen unter Einbeziehung von Lebenszykluskosten und CO₂-Emissionen.
Beispiel:
Ein Gebäude mit höherem Effizienzstandard verursacht zunächst 10 % höhere Investitionskosten, senkt jedoch die Betriebskosten um 30 % und erfüllt ESG-Kriterien. Über einen Betrachtungszeitraum von 30 Jahren ergibt sich eine deutliche Kostenersparnis und Wertsteigerung gegenüber einer weniger effizienten Bauweise.
1.5 Einfluss auf die Projektstrategie
Eine lebenszyklusorientierte Betrachtung verändert die Projektstrategie von der rein investitionsgetriebenen hin zu einer wertorientierten Planung. Sie fördert eine frühzeitige Qualitätssicherung, die Auswahl nachhaltiger Materialien und eine optimierte Planung von Wartungs- und Instandhaltungszyklen.
Kernerkenntnis: Der Blick auf Lebenszykluskosten macht die Projektentwicklung zukunftsfähig und stärkt die Wettbewerbsfähigkeit von Entwicklern und Investoren.
Die Lebenszyklusbetrachtung ist kein optionales Werkzeug, sondern ein strategisches Instrument, um Bauprojekte nachhaltig, wirtschaftlich und wertstabil zu entwickeln. Sie bietet die Grundlage für Entscheidungen, die sowohl ökologische als auch ökonomische Vorteile verbinden und ist somit ein unverzichtbarer Bestandteil moderner Projektentwicklung.
2. Grundlagen und Methoden der Wirtschaftlichkeitsberechnung
2.1 Ziel der Wirtschaftlichkeitsberechnung
Die Wirtschaftlichkeitsberechnung innerhalb der Projektentwicklung dient dazu, die wirtschaftlich günstigste Variante unter Berücksichtigung aller relevanten Kosten- und Nutzenfaktoren zu ermitteln. Sie bildet die Entscheidungsgrundlage, um Investitionen, Betriebskosten, Instandhaltungsaufwendungen sowie Rückbau- und Verwertungskosten ganzheitlich in Beziehung zum erwarteten Nutzen und Ertrag zu setzen.
In der Lebenszyklusbetrachtung wird nicht isoliert auf die Errichtungskosten geschaut, sondern auf den Barwert aller Aufwendungen und Erträge während der gesamten Nutzungsdauer eines Gebäudes. So können auch Investitionen mit höheren Anfangskosten, die langfristig zu geringeren Betriebskosten führen, bewertet und wirtschaftlich verglichen werden.
2.2 Abgrenzung der Kosten- und Nutzenarten
Für eine valide Wirtschaftlichkeitsberechnung werden alle relevanten Zahlungsströme erfasst und analysiert:
Kostenarten:
Investitionskosten: Grundstück, Planung, Bau, Nebenkosten
Betriebskosten: Energie, Wasser, Reinigung, Verwaltung
Instandhaltungskosten: Wartung, Reparaturen, Modernisierung
Rückbau- und Entsorgungskosten: Kosten für Abriss und Verwertung
Restwerte / Rückbauwerte: potenzielle Erlöse aus Verwertung von Materialien oder Grundstück
Nutzenarten:
Mieterträge oder Nutzerkosteneinsparungen im Eigenbetrieb
Energieeinsparungen durch Effizienzmaßnahmen
Fördermittel oder steuerliche Vorteile
Restwerte nach Ablauf der Nutzungsdauer
Wichtiger Grundsatz: Nur zahlungswirksame Größen sind in der Wirtschaftlichkeitsberechnung relevant.
2.3 Zeitliche Betrachtung und Diskontierung
Da Zahlungsströme zu unterschiedlichen Zeitpunkten anfallen, werden diese zur Vergleichbarkeit auf einen einheitlichen Zeitpunkt, meist den Beginn der Nutzungsphase, abgezinst.
Diskontierung bedeutet, zukünftige Zahlungen durch einen Kalkulationszins (z. B. 3–5 % p. a.) auf ihren heutigen Wert (Barwert) zu reduzieren, um eine Vergleichbarkeit zu gewährleisten.
Formel (vereinfachte Darstellung):
Barwert = Zahlungsstrom / ((1+i)^n )
wobei:
i = Kalkulationszins
n = Anzahl der Jahre bis zur Zahlung
2.4 Methoden der Wirtschaftlichkeitsberechnung
Je nach Fragestellung können verschiedene Methoden angewendet werden:
Methode | Eignung | Kurze Erläuterung |
Kapitalwertmethode (NPV) | Vergleich von Varianten mit unterschiedlichen Zahlungsströmen | Alle Kosten und Nutzen werden auf den Betrachtungszeitpunkt diskontiert, die Variante mit höchstem Kapitalwert ist wirtschaftlich vorteilhaft. |
Annuitätenmethode | Umrechnung von Barwerten in jährliche Belastungen | Hilft bei der Darstellung gleichbleibender jährlicher Zahlungen zur besseren Vergleichbarkeit. |
Interne Zinsfußmethode (IRR) | Ermittlung der Rentabilität eines Projekts | Gibt die Verzinsung des eingesetzten Kapitals an, bei IRR > Kalkulationszins ist die Investition vorteilhaft. |
Amortisationsrechnung | Ermittlung der Rückzahlungsdauer einer Investition | Zeigt, nach welchem Zeitraum sich eine Investition refinanziert hat (relevant für Risiko- und Liquiditätsbetrachtungen). |
2.5 Berechnungsbeispiel: Vergleich zweier Varianten
Um den Einsatz dieser Methoden greifbar zu machen, betrachten wir ein vereinfachtes Vergleichsbeispiel zweier Varianten für die technische Gebäudeausrüstung:
Parameter | Variante A (Standard) | Variante B (Effizient) |
Investitionskosten (€) | 500.000 | 600.000 |
Jährliche Betriebskosten (€) | 50.000 | 35.000 |
Betrachtungszeitraum (Jahre) | 30 | 30 |
Kalkulationszins | 3 % p.a. | 3 % p.a. |
Schritt 1: Barwert der Betriebskosten
Barwert = Jährliche Kosten × [(1 – (1 + i)^–n) / i]
Für Variante A:
50.000×[(1−(1+0,03)^−30) / 0,03] = 50.000×19,60=980.000€
Für Variante B:
35.000×19,60=686.000€
Schritt 2: Gesamtkapitalwert
Variante A:
500.000(Investition)+980.000(Betrieb)=1.480.000€
Variante B:
600.000(Investition)+686.000(Betrieb)=1.286.000€
Ergebnis: Trotz höherer Anfangsinvestition spart Variante B langfristig 194.000 € und ist wirtschaftlich vorteilhafter.
2.6 Praxisbezug: Verankerung im Projektablauf
Die Wirtschaftlichkeitsberechnung sollte frühzeitig in die Entscheidungsfindung der
Projektentwicklung integriert werden, insbesondere:
In der Konzept- und Planungsphase: Variantenvergleiche und strategische Ausrichtung.
Vor Investitionsentscheidungen: Abgleich mit Budgetvorgaben und Finanzierungsmodellen.
Im Rahmen von ESG- und Nachhaltigkeitsbewertungen: Nachweis der Wirtschaftlichkeit nachhaltiger Maßnahmen.
Zur Kommunikation mit Investoren und Stakeholdern: Darstellung der langfristigen Wirtschaftlichkeit von Mehrinvestitionen.
Die Wirtschaftlichkeitsberechnung ist ein unverzichtbares Werkzeug in der Projektentwicklung, um Investitions- und Betriebskosten über den Lebenszyklus hinweg transparent und vergleichbar zu machen. Durch den Einsatz methodisch fundierter Ansätze kann die wirtschaftlich beste Lösung identifiziert und begründet werden, um Projekte nachhaltig und finanziell tragfähig umzusetzen.
2.7 Unterschied zwischen Wirtschaftlichkeitsberechnung und Lebenszykluskostenberechnung
In der Praxis werden die Begriffe Wirtschaftlichkeitsberechnung und Lebenszykluskostenberechnung häufig synonym verwendet, unterscheiden sich jedoch in Zielsetzung und Methodik.
Die Wirtschaftlichkeitsberechnung ist ein übergeordnetes Instrument zur Ermittlung der Vorteilhaftigkeit einer Investition. Sie stellt Kosten und Nutzen gegenüber, bewertet Investitionsalternativen unter Renditeaspekten und kann unterschiedliche Zeiträume und Methoden (Kapitalwert, IRR, Amortisation) berücksichtigen.
Die Lebenszykluskostenberechnung (LCC) ist eine spezifische Form der Kostenanalyse, die alle relevanten Kosten eines Gebäudes über dessen gesamten Lebenszyklus hinweg betrachtet. Sie fokussiert ausschließlich auf die Erfassung und Optimierung von Kosten (Investition, Betrieb, Instandhaltung, Rückbau), jedoch ohne die direkte Gegenüberstellung von Einnahmen oder Nutzen.
Gegenüberstellung zur schnellen Orientierung:
Aspekt | Wirtschaftlichkeits-berechnung | Lebenszykluskosten-berechnung |
Zweck | Vorteilhaftigkeit und Rentabilität bewerten | Alle Lebenszykluskosten erfassen und optimieren |
Berücksichtigung von Nutzen | Ja, Kosten und Nutzen werden verglichen | Nein, reine Kostenbetrachtung |
Betrachtungszeitraum | Kurz- und langfristig | Immer gesamter Lebenszyklus |
Typische Methoden | Kapitalwert, IRR, Amortisation | LCC-Analyse, Kostenstrukturanalyse |
Anwendungsbereich | Investitions- und Finanzentscheidungen allgemein | Bau- und Immobilienprojekte, nachhaltige Planung |
Durch die Kombination beider Ansätze in der Projektentwicklung können nachhaltige und wirtschaftlich fundierte Entscheidungen getroffen werden:
Die Lebenszykluskostenberechnung liefert die Kostendaten, die dann in der Wirtschaftlichkeitsberechnung zur Bewertung der Investitionsalternativen verwendet werden.
3. Einflussfaktoren und Parameter in der Lebenszykluskostenberechnung
3.1 Übersicht über Einflussfaktoren
Die Lebenszykluskostenberechnung (LCC) wird maßgeblich durch eine Vielzahl von Einflussfaktoren geprägt, die im Rahmen der Projektentwicklung differenziert zu analysieren sind:
Gebäudetyp und Nutzung: Unterschiedliche Nutzungen (z. B. Büro, Wohnen, Produktion) haben unterschiedliche Betriebs- und Instandhaltungskosten.
Bauweise und Materialwahl: Langlebige, wartungsarme Materialien verursachen höhere Investitionskosten, können jedoch die Betriebskosten erheblich senken.
Gebäudetechnik: Der Einsatz energieeffizienter Anlagen kann Betriebskosten und CO₂-Emissionen verringern.
Nutzungsdauer und Rückbaukosten: Die geplante Lebensdauer beeinflusst, ob hohe Investitionen sich amortisieren, ebenso sind Rückbau- und Entsorgungskosten zu berücksichtigen.
Energiepreise und Verbrauch: Prognosen zur Preisentwicklung sind ein Unsicherheitsfaktor, wirken sich jedoch stark auf die Betriebskosten aus.
Regulatorische Anforderungen: Anforderungen wie GEG, ESG, Taxonomie-Verordnung und Förderprogramme wirken sich auf Investitionen und Betriebskosten aus.
Wartungs- und Instandhaltungsstrategien: Strategien wie präventive Wartung können teure Schadensfälle vermeiden und die Lebensdauer von Bauteilen verlängern.
Finanzierungsparameter: Kalkulationszins, Förderkonditionen und Abschreibungsmodelle beeinflussen die Berechnungen.
3.2 Einfluss der Materialwahl und Bauweise
Die Auswahl von Baumaterialien und Bauweisen hat direkten Einfluss auf Lebenszykluskosten. Beispiel:
Materialwahl | Investitionskosten | Betriebskosten | Wartung / Instandhaltung |
Doppelverglasung | Mittel | Mittel | Gelegentlicher Austausch |
Dreifachverglasung | Hoch | Niedrig | Weniger Austauschbedarf |
Massivbauweise (Beton) | Hoch | Gering (thermische Masse) | Langlebig, wartungsarm |
Leichtbauweise (Holzrahmen) | Niedrig | Höher (ggf. Dämmbedarf) | Regelmäßige Wartung Holzschutz |
Kernerkenntnis: Investitionen in hochwertige Materialien und Bauweisen können höhere Anfangskosten verursachen, senken jedoch langfristig Betriebskosten und Instandhaltungsausgaben.
3.3 Einfluss der Gebäudetechnik
Technische Gebäudeausrüstung (TGA) beeinflusst maßgeblich die Energie- und Wartungskosten eines Gebäudes. Beispiele:
Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung
Photovoltaikanlagen zur Eigenstromversorgung
Effiziente Heiz- und Kühlsysteme
Gebäudeautomation zur bedarfsgerechten Steuerung
Langfristig betrachtet können diese Technologien signifikante Einsparungen ermöglichen, insbesondere bei steigenden Energiepreisen.
3.4 Energiepreise und Verbrauch
Energieverbrauch und Energiepreise stellen eine zentrale Stellschraube dar, da sie jährlich wiederkehrende Betriebskosten verursachen.
Beispielrechnung:
Szenario | Verbrauch (kWh/Jahr) | Preis-steigerung/Jahr | Kosten im 1. Jahr (€) | Kosten im 15. Jahr (€) |
Standard-gebäude | 200.000 | 3 % | 60.000 | 93.410 |
Effizienz-gebäude | 120.000 | 3 % | 36.000 | 56.046 |
Erkenntnis: Der reduzierte Energieverbrauch eines Effizienzgebäudes führt zu erheblichen Einsparungen und senkt die LCC signifikant.
3.5 Wartungs- und Instandhaltungsstrategien
Instandhaltungsstrategien beeinflussen die Höhe der Lebenszykluskosten maßgeblich:
Präventive Wartung: Regelmäßige Inspektionen und Wartungen verhindern größere Schäden.
Zustandsorientierte Instandhaltung: Wartung je nach Zustand des Bauteils, reduziert unnötige Wartungen.
Reaktive Instandhaltung: Reparatur erst bei Ausfall, kurzfristig günstig, aber langfristig teuer.
Tabelle: Kostenvergleich Wartungsstrategien (Beispiel)
Strategie | Jährliche Wartungskosten (€) | Ausfall- / Reparaturkosten alle 5 Jahre (€) | Langfristige Kostenbewertung |
Präventiv | 12.000 | 5.000 | Planbar, langfristig günstig |
Zustandsorientiert | 8.000 | 12.000 | Flexibel, risikoabhängig |
Reaktiv | 0 | 50.000 | Teuer durch unvorhergesehene Schäden |
3.6 Regulatorische Einflüsse und ESG-Kriterien
Regulatorische Anforderungen wie GEG, ESG und die EU-Taxonomie beeinflussen die Wirtschaftlichkeitsberechnung:
Effizienzanforderungen bestimmen technische Standards.
Förderprogramme reduzieren Investitionsbelastungen.
ESG-Anforderungen machen nachhaltige Strategien zur Investitionsvoraussetzung.
Ein nachhaltiges Gebäude, das ESG-konform geplant wird, kann von Förderungen profitieren, höhere Mieteinnahmen erzielen und einen höheren Marktwert erreichen, was in der LCC-Betrachtung berücksichtigt werden muss.
Die Lebenszykluskostenberechnung ist nur dann valide und zielführend, wenn alle relevanten Einflussfaktoren systematisch analysiert und in die Berechnungen integriert werden. Von der Materialwahl über Energieverbrauch bis hin zu regulatorischen Anforderungen wirken viele Stellschrauben zusammen und erfordern eine sorgfältige Abwägung, um das wirtschaftlich und ökologisch sinnvollste Konzept in der Projektentwicklung umzusetzen.
4. Praxisbeispiel: Detaillierte Anwendung in der Projektentwicklung
4.1 Ausgangssituation
Ein Projektentwickler plant ein fünfgeschossiges Bürogebäude mit einer Nutzfläche von 5.000 m² in zentraler Lage. Ziel ist die wirtschaftlich nachhaltige Planung unter Berücksichtigung der Lebenszykluskosten. Die geplante Nutzungsdauer beträgt 30 Jahre, und das Gebäude soll ESG-konform entwickelt werden.
Es werden zwei Varianten betrachtet:
Variante A (Standard): Standard-Gebäudetechnik, Standard-Dämmung, einfache Fenster, ohne PV-Anlage.
Variante B (Effizienz): Hocheffiziente Gebäudetechnik, verbesserte Dämmung, Dreifachverglasung, PV-Anlage auf dem Dach.
4.2 Parameter und Annahmen
Parameter | Variante A (Standard) | Variante B (Effizienz) |
Investitionskosten Bau und Technik (€) | 10.000.000 | 10.700.000 |
Fördermittel (€) | 0 | 300.000 |
Jährlicher Energieverbrauch (kWh/m²) | 180 | 100 |
Energiepreis (€ / kWh) Start | 0,30 | 0,30 |
Energiepreissteigerung p.a. | 3 % | 3 % |
Jährliche Wartungs- / Instandhaltungskosten (% der Investitionskosten) | 2,0 % | 1,5 % |
Rückbaukosten (€/m²) | 100 | 100 |
Restwert Grundstück (€) | 2.000.000 | 2.000.000 |
Kalkulationszins p.a. | 3,0 % | 3,0 % |
4.3 Berechnung der jährlichen Betriebskosten
4.3.1 Energieverbrauch
Variante A:
5.000 m2×180 kWh/m2=900.000 kWh / Jahr
900.000×0,30€=270.000€ im 1. Jahr
Variante B:
5.000 m2×100 kWh/m2=500.000 kWh / Jahr
500.000×0,30€=150.000€ im 1. Jahr
4.3.2 Wartungs- und Instandhaltungskosten
Variante A:
10.000.000€×2,0%=200.000€/Jahr
Variante B:
10.700.000€×1,5%=160.500€/Jahr
4.4 Berechnung der Lebenszykluskosten (vereinfachte Barwertberechnung)
Die jährlichen Kosten werden auf den Barwert abgezinst (vereinfachter Abzinsungsfaktor für 30 Jahre bei 3 % = 19,60).
4.4.1 Betriebskosten Energie
Variante A:
270.000€×19,60=5.292.000€
Variante B:
150.000€×19,60=2.940.000€
4.4.2 Wartungs- und Instandhaltungskosten
Variante A:
200.000€×19,60=3.920.000€
Variante B:
160.500€×19,60=3.147.800€
4.4.3 Rückbaukosten
5.000 m2×100€/m2=500.000
Barwert bei 30 Jahren (0,411):
500.000€×0,411=205.500€
(Gleich für beide Varianten)
4.5 Gesamtkostenübersicht
Kostenbestandteil | Variante A (€) | Variante B (€) |
Investitionskosten | 10.000.000 | 10.700.000 |
abzüglich Fördermittel | 0 | -300.000 |
Investition gesamt | 10.000.000 | 10.400.000 |
Betriebskosten Energie | 5.292.000 | 2.940.000 |
Wartung & Instandhaltung | 3.920.000 | 3.147.800 |
Rückbaukosten | 205.500 | 205.500 |
abzüglich Restwert Grundstück | -2.000.000 | -2.000.000 |
Lebenszykluskosten gesamt | 17.417.500 | 14.693.300 |
4.6 Interpretation und Ergebnisse
Trotz höherer Investitionskosten von 700.000 € bietet Variante B durch Fördermittel, reduzierte Betriebskosten und geringere Wartungskosten eine Gesamtersparnis von 2.724.200 € über 30 Jahre.
Die Energieeinsparung und reduzierte Wartungsaufwendungen führen nicht nur zu finanziellen Einsparungen, sondern auch zu einer CO₂-Reduktion und ESG-Konformität, was die Vermarktungschancen und Werthaltigkeit der Immobilie steigert.
Das Gebäude erfüllt künftige Anforderungen an Nachhaltigkeit und Klimaschutz, wodurch das Risiko zukünftiger Nachrüstungen reduziert wird.
4.7 Visualisierung der Ergebnisse

4.8 Kernerkenntnisse aus dem Praxisbeispiel
Investitionen in energieeffiziente Gebäudetechnik und verbesserte Bauqualität zahlen sich langfristig aus.
Die Lebenszyklusbetrachtung verhindert Fehlinvestitionen, die zwar kurzfristig günstiger sind, langfristig jedoch teuer werden.
Die Integration von Fördermitteln kann die Mehrinvestition teilweise kompensieren und sollte stets geprüft werden.
Projektentwickler und Investoren schaffen mit LCC-Betrachtungen die Basis für ESG-konforme, wirtschaftlich nachhaltige Projekte.
Dieses Praxisbeispiel zeigt eindrücklich, wie Lebenszykluskostenanalysen in der Projektentwicklung fundierte, strategische Entscheidungen ermöglichen. Sie helfen, wirtschaftliche und nachhaltige Lösungen zu entwickeln, die langfristig Kosten senken, Risiken reduzieren und den Wert von Immobilien stabilisieren.
5. Vorteile der Lebenszyklusbetrachtung
5.1 Ganzheitliche Kostenkontrolle
Ein wesentlicher Vorteil der Lebenszyklusbetrachtung (LCC) liegt in der Fähigkeit, alle Kostenarten transparent und strukturiert abzubilden. Während klassische Investitionsentscheidungen häufig isoliert auf die Errichtungskosten fokussiert sind, berücksichtigt die Lebenszykluskostenrechnung:
Investitionskosten
Betriebs- und Energiekosten
Instandhaltungs- und Wartungskosten
Modernisierungskosten
Rückbau- und Entsorgungskosten
Restwerte und Verwertungserlöse
Ergebnis: Alle relevanten Kosten werden sichtbar und können aktiv in die Entscheidungsfindung integriert werden.
5.2 Förderung nachhaltiger Planungs- und Ausführungsentscheidungen
Durch die Betrachtung des gesamten Lebenszyklus wird ein Anreiz geschaffen, nachhaltige Bauweisen, Materialien und Technologien einzusetzen, da deren langfristige Vorteile quantifizierbar werden. Dies betrifft unter anderem:
Verwendung langlebiger Materialien zur Reduktion von Austauschzyklen.
Investition in energieeffiziente Technik zur Senkung der Betriebskosten.
Planung einer flexiblen Gebäudestruktur zur Reduktion späterer Umbaukosten.
Beispiel: Investitionen in eine energieeffiziente Fassade mit Mehrkosten von 8 % können über 30 Jahre durch reduzierte Heiz- und Kühlkosten mehrfach amortisiert werden.
5.3 Optimierung der Betriebskosten
In der Praxis wird häufig unterschätzt, dass die Betriebskosten über die Nutzungsdauer eines Gebäudes ein Vielfaches der Errichtungskosten betragen können.
Durch die frühzeitige Analyse und Optimierung in der Planung lassen sich erhebliche Einsparpotenziale heben.
Beispielrechnung:
Einsparung von 100.000 € pro Jahr bei einem großen Bürogebäude durch energieeffiziente Technik ergibt bei einer Nutzungsdauer von 30 Jahren und 3 % Diskontierung eine Barwerteinsparung von 1,96 Mio. €.
5.4 Werterhalt und Wertsteigerung von Immobilien
Immobilien mit niedrigen Betriebskosten, hochwertigen Materialien und nachhaltigen Konzepten sind stabiler im Marktwert und bieten Eigentümern und Investoren:
Höhere Mieterlöse durch geringere Nebenkostenbelastung für Nutzer.
Niedrigere Leerstandsrisiken durch Attraktivität nachhaltiger Immobilien.
Wertstabilität oder -steigerung durch ESG-Konformität und Energieeffizienz.
5.5 Unterstützung von ESG-Strategien und Taxonomie-Anforderungen
Die EU-Taxonomie-Verordnung und ESG-Standards verlangen zunehmend eine Betrachtung von Energieverbrauch, CO₂-Emissionen und Nachhaltigkeitskriterien über den Lebenszyklus eines Gebäudes. Die LCC-Betrachtung hilft, diese Anforderungen zu erfüllen und nachzuweisen:
Berechnung und Dokumentation von CO₂-Einsparpotenzialen.
Nachweis der Langfristigkeit nachhaltiger Investitionen.
Unterstützung der Taxonomie-konformen Berichterstattung gegenüber Investoren und Banken.
5.6 Risikominimierung und Planbarkeit
Lebenszyklusbetrachtungen helfen, Risiken wie steigende Energiepreise, Instandhaltungsstaus und technische Obsoleszenz in den Planungsprozess einzubeziehen und Strategien zur Risikoreduktion zu entwickeln.
Vorteile für Projektentwickler:
Erkennen potenzieller Kostentreiber bereits in der Planungsphase.
Vermeidung von Budgetüberschreitungen im Betrieb.
Steigerung der Planungssicherheit für Betrieb und Rückbau.
5.7 Verbesserung der Investoren- und Nutzerkommunikation
Projektentwickler können durch die LCC-Betrachtung ihre Projekte transparenter gegenüber Investoren, Banken und Nutzern darstellen. Dies ermöglicht:
Die Argumentation für nachhaltige Mehrinvestitionen anhand von Langfristberechnungen.
Die Darstellung von Einsparpotenzialen durch Effizienzmaßnahmen.
Die Förderung der Akzeptanz nachhaltiger Strategien bei Stakeholdern.
5.8 Zusammenfassung der Vorteile in einer Übersicht
Vorteil | Nutzen |
Ganzheitliche Kostenkontrolle | Alle Kostenarten transparent abgebildet |
Nachhaltige Entscheidungsfindung | Förderung energieeffizienter und langlebiger Bauweisen |
Optimierung der Betriebskosten | Senkung laufender Kosten und Erhöhung der Wirtschaftlichkeit |
Werterhalt und Wertsteigerung | Stabilisierung und Steigerung des Immobilienwertes |
ESG- und Taxonomie-Unterstützung | Nachweis nachhaltiger Strategien und CO₂-Einsparungen |
Risikominimierung | Reduktion von Betriebs- und Instandhaltungsrisiken |
Stakeholder-Kommunikation | Transparenz und Akzeptanz gegenüber Investoren und Nutzern |
Die Lebenszyklusbetrachtung ist weit mehr als ein Tool zur Kostenkalkulation: Sie ist ein strategisches Instrument, das hilft, nachhaltige, wirtschaftlich tragfähige und zukunftssichere Projekte zu entwickeln. Sie fördert die Umsetzung nachhaltiger Maßnahmen, schafft Kostentransparenz, stärkt die ESG-Compliance und sorgt für eine stabile Wertentwicklung von Immobilien.
6. Grenzen und Herausforderungen in der Lebenszyklusbetrachtung
6.1 Prognoseunsicherheiten und Annahmen
Eine zentrale Herausforderung der Lebenszyklusbetrachtung liegt in der Langfristigkeit der Berechnungen. Da sich die Betrachtung häufig auf Zeiträume von 30 Jahren oder mehr erstreckt, treten unvermeidlich Unsicherheiten auf, insbesondere bei:
Energiepreisprognosen: Entwicklungen hängen von geopolitischen, wirtschaftlichen und technologischen Faktoren ab.
Technologieentwicklung: Innovationen können geplante Technologien obsolet machen oder Einsparungen steigern.
Regulatorischen Veränderungen: Anforderungen an Effizienzstandards, ESG oder CO₂-Bepreisung können sich verändern.
Inflation und Baupreisindex: Einfluss auf Betriebskosten, Instandhaltung und Wiederbeschaffungskosten.
Um diesen Unsicherheiten zu begegnen, sollten Szenarioanalysen und Sensitivitätsanalysen durchgeführt werden, um Bandbreiten und Risiken transparent zu machen.
6.2 Datengrundlagen und Verfügbarkeit
Eine belastbare Lebenszykluskostenrechnung erfordert detaillierte und verlässliche Daten, darunter:
Referenzwerte für Betriebskosten vergleichbarer Objekte
Herstellerangaben zu Wartungsintervallen und -kosten
Energieverbrauchskennwerte
Erfahrungswerte zu Instandhaltungszyklen
In vielen Projekten sind diese Daten jedoch nicht vollständig oder konsistent verfügbar, was die Genauigkeit der Berechnungen beeinflussen kann. Es empfiehlt sich daher der Einsatz von Benchmark-Datenbanken und der Abgleich mit Referenzprojekten.
6.3 Komplexität der Berechnung
Die Komplexität steigt mit der Anzahl der zu bewertenden Varianten, der detaillierten Betrachtung einzelner Bauteile und technischen Systeme sowie bei Einbeziehung steuerlicher Effekte und Förderungen.
Ohne strukturierte Tools kann dies zu Intransparenz und Rechenfehlern führen. Daher sollten digitale LCC-Tools genutzt werden, um Varianten zuverlässig zu kalkulieren und Ergebnisse nachvollziehbar aufzubereiten.
6.4 Akzeptanz bei Stakeholdern
Höhere Anfangsinvestitionen, die langfristige Einsparungen versprechen, stoßen bei Investoren, Bauherren oder Nutzern manchmal auf Skepsis, insbesondere wenn:
Der Betrachtungszeitraum nicht mit dem Planungshorizont des Investors übereinstimmt (z. B. bei Projektentwicklern mit Exit nach Fertigstellung).
Die kurzfristige Kapitalbindung höher bewertet wird als langfristige Einsparungen.
Fördermittel nicht oder unzureichend berücksichtigt werden.
In solchen Fällen ist transparente Kommunikation und Visualisierung der Vorteile notwendig, um die Akzeptanz zu erhöhen.
6.5 Dynamische Nutzung und Änderungen im Betrieb
Gebäude sind während ihrer Lebensdauer dynamischen Änderungen unterworfen, etwa durch:
Nutzungsänderungen (z. B. von Büro zu Wohnen).
Fluktuation bei Mietern mit unterschiedlichen Nutzerprofilen.
Veränderungen im Nutzerverhalten, die Energie- und Betriebskosten beeinflussen.
Diese dynamischen Entwicklungen sind schwer exakt zu prognostizieren, sollten jedoch durch regelmäßige Updates der LCC-Berechnung im Betrieb überprüft und angepasst werden.
6.6 Aufwand und Kosten der LCC-Berechnung
Die Erstellung einer detaillierten Lebenszykluskostenrechnung verursacht Aufwand und Kosten, insbesondere wenn Varianten untersucht und detaillierte Szenarien durchgerechnet werden. Dieser Aufwand wird teilweise als Hemmschwelle wahrgenommen.
Es ist jedoch festzuhalten, dass die Kosten für eine professionelle LCC-Betrachtung gering im Verhältnis zu den möglichen Einsparungen über die Lebensdauer eines Gebäudes sind und sich daher in nahezu allen Fällen wirtschaftlich rechtfertigen.
6.7 Überblick: Herausforderungen und Lösungsansätze
Herausforderung | Lösungsansatz |
Prognoseunsicherheiten | Nutzung von Szenario- und Sensitivitätsanalysen |
Fehlende Datengrundlagen | Einsatz von Benchmarkdaten und Referenzprojekten |
Komplexität der Berechnung | Einsatz professioneller LCC-Tools |
Akzeptanzprobleme bei Stakeholdern | Transparente Darstellung der Vorteile und ROI-Kommunikation |
Dynamische Nutzung | Regelmäßige Überprüfung und Anpassung im Betrieb |
Aufwand und Kosten der LCC | Gegenüberstellung zum Einsparpotenzial |
Die Lebenszyklusbetrachtung bringt Herausforderungen mit sich, die jedoch mit einer strukturierten Vorgehensweise und geeigneten Werkzeugen beherrschbar sind. Die Integration dieser Methodik in die Projektentwicklung ermöglicht es, fundierte, wirtschaftlich nachhaltige und zukunftssichere Entscheidungen zu treffen, die langfristig Kostenvorteile und ESG-Konformität sichern.
7. Fazit und Handlungsempfehlungen für die Praxis
7.1 Zusammenfassung der Kernerkenntnisse
Die Lebenszyklusbetrachtung und Wirtschaftlichkeitsberechnung sind keine isolierten Werkzeuge, sondern strategische Instrumente, die den langfristigen Erfolg von Bauprojekten sichern. Sie ermöglichen es, Investitions-, Betriebs-, Instandhaltungs- und Rückbaukosten realistisch abzubilden, aktiv zu steuern und zu optimieren. So entstehen nachhaltige und wirtschaftlich tragfähige Immobilienprojekte, die sich auch unter zukünftigen Markt- und ESG-Anforderungen behaupten.
Wesentliche Erkenntnisse aus diesem Beitrag sind:
Investitionsentscheidungen müssen den gesamten Lebenszyklus berücksichtigen, nicht nur die Errichtungskosten.
Energieeffizienz, langlebige Materialien und intelligente Gebäudetechnik zahlen sich langfristig aus.
Die Integration von ESG-Anforderungen und Fördermöglichkeiten kann Investitionen wirtschaftlich optimieren und zusätzliche Mehrwerte schaffen.
Szenarien- und Sensitivitätsanalysen helfen, Unsicherheiten abzubilden und fundierte Entscheidungen zu treffen.
Lebenszykluskostenanalysen schaffen Transparenz gegenüber Stakeholdern und fördern die Akzeptanz nachhaltiger Strategien.
Regelmäßige Updates und Controlling im Betrieb erhöhen die Wirksamkeit der Lebenszyklusbetrachtung und sichern die Wirtschaftlichkeit langfristig ab.
7.2 Handlungsempfehlungen für die Praxis
Um die Lebenszyklusbetrachtung in der Projektentwicklung strukturiert und wirksam zu verankern, sind folgende Schritte empfehlenswert:
Frühe Integration in die Planungsphase
Bereits in der Konzept- und Entwurfsphase sollten Varianten durch Wirtschaftlichkeitsanalysen verglichen und Entscheidungen anhand langfristiger Kosten getroffen werden. Bauweise, Materialien und technische Systeme sollten in Bezug auf Lebenszykluskosten geprüft werden.
Nutzung von Benchmarks und Tools
Professionelle LCC-Tools unterstützen die transparente Berechnung und Visualisierung der Ergebnisse. Der Einsatz von Benchmark-Daten und der Vergleich mit Referenzprojekten erhöht die Plausibilität der Ergebnisse.
Fördermittel und steuerliche Vorteile prüfen
Fördermöglichkeiten durch Programme wie KfW, BAFA oder Landesprogramme sollten gezielt in die Wirtschaftlichkeitsberechnung integriert werden. Steuerliche Effekte, etwa durch Abschreibungen, sind in Szenarien zu berücksichtigen.
Szenario- und Sensitivitätsanalysen durchführen
Unterschiedliche Varianten, Energiepreissteigerungen und Nutzungsdauern sind zu simulieren, um Risiken, Bandbreiten und Entscheidungsspielräume transparent darzustellen.
ESG-Strategien aktiv einbeziehen
Die Integration von CO2-Einsparpotenzialen und Nachhaltigkeitszielen in die LCC-Berechnung unterstützt die ESG-Strategie von Investoren und Projektentwicklern. Regulatorische Anforderungen wie GEG oder die EU-Taxonomie sind bereits in der Planungsphase zu berücksichtigen.
Kommunikation mit Stakeholdern
Ergebnisse der Lebenszykluskostenberechnung sollten visuell und strukturiert aufbereitet werden, um die Vorteile nachhaltiger Strategien nachvollziehbar darzustellen und die Akzeptanz bei Investoren, Banken und Nutzern zu fördern.
Lebenszykluscontrolling implementieren
Auch im Betrieb sollte die LCC-Betrachtung fortgeführt werden. Regelmäßige Soll-Ist-Vergleiche helfen, Abweichungen zu erkennen und Betriebsoptimierungen umzusetzen, um langfristige Wirtschaftlichkeit sicherzustellen.
7.3 Die Rolle der Lebenszyklusbetrachtung für die Zukunft
Mit steigenden Energiepreisen, regulatorischen Anforderungen und wachsendem ESG-Druck wird die Lebenszyklusbetrachtung in den kommenden Jahren an Bedeutung gewinnen. Sie wird zur Grundlage für nachhaltige Investitionsentscheidungen und ist ein wesentlicher Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit in der Immobilienwirtschaft.
Durch den Einsatz von Building Information Modeling (BIM) und datenbasierten Planungsprozessen wird es künftig einfacher, Lebenszykluskosten bereits während der Entwurfsphase präzise abzubilden und dynamisch anzupassen. Projektentwickler, die Lebenszyklusanalysen konsequent einsetzen, schaffen sich einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil und werden zur ersten Wahl für Investoren, die Wert auf langfristig wirtschaftliche und ESG-konforme Investments legen.
7.4 Der nächste Schritt
Für Projektentwickler, Investoren und Fachplaner liegt in der aktiven Nutzung von Lebenszykluskostenanalysen die Chance, Projekte langfristig erfolgreich und nachhaltig zu gestalten. Wer heute beginnt, diese Methodik als Standard in seine Prozesse zu integrieren, wird in der Lage sein, Projekte zu realisieren, die auch in 10, 20 und 30 Jahren wirtschaftlich tragfähig sind und die ESG-Anforderungen erfüllen.
Dies bedeutet konkret:
Einführung von Lebenszyklusbetrachtungen als festen Bestandteil der Projektentwicklung.
Sensibilisierung von Teams und Partnern für die Vorteile nachhaltiger und wirtschaftlicher Strategien.
Nutzung von LCC als Entscheidungstool zur Optimierung von Qualität, Kosten und Nachhaltigkeit.
Die Lebenszyklusbetrachtung ist der Schlüssel zu nachhaltigem und wirtschaftlich fundiertem Bauen. Sie verbindet ökonomische Weitsicht mit ökologischer Verantwortung, schafft Transparenz in der Entscheidungsfindung und legt den Grundstein für den langfristigen Werterhalt und die Wertsteigerung von Immobilien. Wer Lebenszykluskostenanalysen strategisch einsetzt, stärkt seine Marktposition, erfüllt zukünftige ESG- und Nachhaltigkeitsanforderungen und bietet Investoren, Nutzern und der Gesellschaft nachhaltigen Mehrwert.
Über BuiltSmart Hub
BuiltSmart Hub zählt zu den führenden Plattformen für innovative Technologien, Baupraktiken und Produkte, die das Planen, Bauen und Betreiben von Gebäuden effizienter, nachhaltiger und zukunftsorientierter gestalten.
Gegründet von Bernhard Metzger – Bauingenieur, Projektentwickler und Fachbuchautor mit über 35 Jahren Erfahrung – bietet BuiltSmart Hub fundierte, gut aufbereitete Inhalte rund um digitale Innovationen, smarte Methoden und strategische Entwicklungen in der Bau- und Immobilienbranche.

Die Themenvielfalt reicht von Künstlicher Intelligenz, Robotik und Automatisierung über Softwarelösungen, BIM und energieeffizientes Bauen bis hin zu Fragen des Gebäudebetriebs, Lebenszyklusmanagements und der digitalen Transformation. Darüber hinaus widmet sich BuiltSmart Hub zentralen Managementthemen wie Risikomanagement, strategischem Controlling, Lean- und Agile-Methoden, Kennzahlensteuerung, Zeitmanagement sowie dem Aufbau zukunftsfähiger Zielbetriebsmodelle (Target Operating Models, TOM). Auch der professionelle Umgang mit toxischen Dynamiken in Organisationen und Teams wird thematisiert – mit dem Ziel, gesunde, leistungsfähige Strukturen im Bau- und Immobilienumfeld zu fördern.
Ergänzt wird das Angebot durch einen begleitenden Podcast, der ausgewählte Beiträge vertieft und aktuelle Impulse für die Praxis liefert.
Inhaltlich eng verzahnt mit der Fachbuchreihe SMART WORKS, bildet BuiltSmart Hub eine verlässliche Wissensbasis für Fach- und Führungskräfte, die den Wandel aktiv mitgestalten wollen.
BuiltSmart Hub – Wissen. Innovation. Zukunft Bauen.
Kontakt
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E-Mail: info@built-smart-hub.com
Internet: www.built-smart-hub.com
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