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Bernhard Metzger

3D-Druck im Bauwesen: Innovationen, Vorteile und Herausforderungen

In einer Welt, in der Ressourcenknappheit, steigende Klimaschutzanforderungen und zunehmender Wohnraummangel den Bausektor vor enorme Herausforderungen stellen, gewinnt das 3D-Druckverfahren zunehmend an Bedeutung. Diese innovative Technologie bietet die Möglichkeit, Gebäude schneller, kostengünstiger und nachhaltiger zu errichten, was sie zu einer vielversprechenden Alternative zu traditionellen Bauweisen macht. Doch wie funktioniert der Bau von Häusern mithilfe eines 3D-Druckers, welche Vorteile bringt diese Methode mit sich, und wo steht die Technologie heute? Dieser Artikel beleuchtet umfassend die verschiedenen Aspekte des 3D-Drucks im Bauwesen.


Quelle: PERI 3D Construction GmbH


Das Verfahren: Wie funktioniert der 3D-Druck von Gebäuden?


Der Bau eines Hauses per 3D-Druck beginnt am Computer. Dort werden Entwürfe und Baupläne erstellt, die als Grundlage für den Druckprozess dienen. Ein spezieller Drucker, ausgestattet mit einer Düse, trägt Schicht für Schicht einen speziell entwickelten Beton oder Mörtel mit einer Körnung von bis zu 8 mm auf eine Bodenplatte auf. Dabei beträgt die Schichtdicke (Lagerhöhe) ca. 1 cm – 4 cm und die Lagenbreite ca. 3 cm – 10 cm. Diese Schichten bilden die Wände des Gebäudes, inklusive Aussparungen für Türen, Fenster und Leitungen. Der Prozess ist dabei so präzise, dass selbst komplexe Formen und geschwungene Strukturen realisiert werden können.

Der 3D-Drucker erreicht eine maximale Geschwindigkeit von 1 m/s. Um jedoch die Sicherheit zu gewährleisten und manuelle Eingriffe während des Druckvorgangs zu ermöglichen, wird die Druckgeschwindigkeit auf 25 cm/s (Standardgeschwindigkeit) reduziert. Eine Wandfläche von 1 m² wird je nach Lagerhöhe in ca. 5 min errichtet.

Der Drucker kann direkt auf der Baustelle arbeiten, alternativ werden die Bauelemente in einer Fabrik vorgefertigt und vor Ort zusammengesetzt, ähnlich dem Prinzip eines Fertighauses. Dieser Ansatz ermöglicht eine flexible Anpassung an unterschiedliche Bauprojekte und -anforderungen.



Vorteile und Potenzial des 3D-Drucks im Bauwesen


Der 3D-Druck bietet zahlreiche Vorteile gegenüber traditionellen Bauweisen. Einer der größten Pluspunkte ist die signifikante Zeitersparnis. Ein Gebäude, das mit einem 3D-Drucker errichtet wird, kann in einem Bruchteil der Zeit gebaut werden, die ein konventioneller Bau in Anspruch nimmt. Darüber hinaus ermöglicht die Technologie einen äußerst effizienten Materialeinsatz. Durch die präzise Steuerung des Druckprozesses wird nur die Menge an Material verwendet, die tatsächlich benötigt wird, was nicht nur Ressourcen schont, sondern auch Abfall reduziert.

Ein weiterer Vorteil ist die Flexibilität in der Gestaltung. Da der Druckprozess computergesteuert ist, können individuelle Wünsche der Bauherren hinsichtlich Form und Design leicht umgesetzt werden. Dies bietet neue Möglichkeiten in der Architektur, von futuristischen Fassaden bis hin zu organischen Formen mit abgerundeten Ecken.


Quelle: PERI 3D Construction GmbH - Timelapse / Zeitraffer Europe's largest 3D-printed apartment building


Herausforderungen und aktuelle Einschränkungen


Trotz der vielversprechenden Vorteile gibt es auch Herausforderungen beim Bau von 3D-gedruckten Häusern. In Deutschland erfolgt die Genehmigung solcher Bauprojekte derzeit meist auf Einzelfallbasis. Die Regulierungsbehörden konzentrieren sich eher auf die Zulassung der Gebäude selbst als auf das Bauverfahren. Zukünftig könnten sich die Genehmigungsverfahren jedoch durch den neuen Gebäudetyp E vereinfachen.

Auch der Wärmeschutz stellt eine besondere Herausforderung dar. Während die gedruckten Wände schnell stabil sind, um weitere Schichten aufzutragen, benötigen sie zusätzliche Maßnahmen, um ausreichenden Wärmeschutz zu gewährleisten. Üblicherweise werden die Hohlräume der Wände mit Dämmmaterialien beispielsweise Perlit gefüllt, um den energetischen Anforderungen gerecht zu werden.


Quelle: PERI 3D Construction GmbH


Eine weitere Einschränkung liegt in der Höhe der Gebäude, die mit 3D-Druck gebaut werden können. Derzeit sind maximal drei Stockwerke möglich, da die Statik solcher Gebäude komplexere Lösungen erfordert, insbesondere hinsichtlich der Tragfähigkeit der Wände.


Praxisbeispiele und Fortschritte


Ein bemerkenswertes Beispiel für den 3D-Druck im Bauwesen in Deutschland ist das erste 3D-gedruckte Einfamilienhaus in Beckum. Das Pilotprojekt zeigt die Potenziale dieser Bauweise. Das zweistöckige Haus mit einer Fläche von 160 Quadratmetern wurde in knapp acht Monaten fertiggestellt und besticht durch seine moderne, minimalistische Architektur. Dabei betrug die reine Druckzeit ca. 100 Stunden. Es dient heute als Vorzeigeprojekt und Forschungsobjekt für die Weiterentwicklung der Technologie.

In den Niederlanden wurde mit dem Projekt Milestone ebenfalls ein bedeutendes 3D-Druck-Bauvorhaben realisiert. Das 94 Quadratmeter große Haus erinnert in seiner Form an einen überdimensionalen Findling und besteht aus 24 Bauteilen, die vor Ort zusammengefügt wurden. Es ist das erste von fünf geplanten Häusern, die vollständig aus dem 3D-Drucker stammen sollen.



Kosten und wirtschaftliche Betrachtung


Die Kosten für den Bau eines 3D-gedruckten Hauses variieren je nach Größe, Ausstattung und spezifischen Anforderungen des Projekts. In Deutschland lag der Preis für das Beckumer Einfamilienhaus bei etwa 450.000 Euro, inklusive hochwertiger Technik- und Inneneinrichtung. Generell bewegen sich die Kosten für ein 3D-gedrucktes Haus im gehobenen Qualitätssegment zwischen 2.500 und 3.000 Euro pro Quadratmeter.

Obwohl die Technologie noch in den Anfängen steckt, deutet sich an, dass 3D-gedruckte Häuser künftig kostengünstiger als herkömmliche Bauweisen sein könnten. Derzeit stehen die Projekte allerdings noch eher im Zeichen der Forschung und Entwicklung, sodass verlässliche Preisvergleiche schwierig sind.



Fazit: 3D-Druck als Bauweise der Zukunft


Der 3D-Druck von Gebäuden hat das Potenzial, die Bauindustrie grundlegend zu verändern. Mit Vorteilen wie schnellerem Baufortschritt, effizientem Materialeinsatz und größerer gestalterischer Freiheit könnte sich diese Methode als Alternative zu herkömmlichen Bauweisen etablieren. Gleichzeitig gibt es noch Herausforderungen, insbesondere in den Bereichen Genehmigung, Wärmeschutz und Statik, die es zu bewältigen gilt.

Für Bauherren, die auf Innovation setzen und bereit sind, in zukunftsweisende Technologien zu investieren, bietet der 3D-Druck bereits heute spannende Möglichkeiten. Es bleibt jedoch abzuwarten, wie sich diese Technologie in den kommenden Jahren entwickelt und welchen Einfluss sie auf den globalen Bausektor haben wird. Eines ist sicher: Der 3D-Druck ist auf dem besten Weg, die Bauwelt zu revolutionieren.


 

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Dipl. Ing. (FH) Bernhard Metzger

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